{"id":8834,"date":"2023-07-19T18:22:14","date_gmt":"2023-07-19T18:22:14","guid":{"rendered":"https:\/\/fotoreiseblog.highlighttours.de\/?p=8834"},"modified":"2023-07-20T14:56:21","modified_gmt":"2023-07-20T14:56:21","slug":"die-kleinen-blauen-maennchen","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/fotoreiseblog.highlighttours.de\/die-kleinen-blauen-maennchen\/","title":{"rendered":"Die kleinen blauen M\u00e4nnchen mit der roten Laterne"},"content":{"rendered":"\n
Die \u00dcberschrift liest sich vielleicht ein wenig sonderbar, aber keine Sorge, du kannst beruhigt weiterlesen, es handelt sich tats\u00e4chlich um ein ernsthaftes Fotoprojekt. Es geht im Folgenden um Prachtlibellen (Familie Calopterygidae) und ihre faszinierenden Rituale. Prachtlibellen sind in Deutschland selten geworden. Sie ben\u00f6tigen saubere Flie\u00dfgew\u00e4sser mit nat\u00fcrlicher Ufervegetation um sich wohl zu f\u00fchlen. Auf Sardinien sehe ich sie an den zahlreichen kleinen Fl\u00fcssen und B\u00e4chen des Montiferru zu Hunderten. Sie geh\u00f6ren so selbstverst\u00e4ndlich zum Ufersaum, dass ich sie lange Zeit kaum als Fotomotive beachtet habe. Seltsam eigentlich, dass das, was immer im \u00dcberfluss da ist, weniger interessant scheint, als die besonderen, seltenen Arten. F\u00fcr diesen Sommer hatte ich mir vorgenommen, diese Libellen etwas genauer anzuschauen.<\/p>\n\n\n\n
In Deutschland sind die Geb\u00e4nderten Prachtlibelle<\/em> (C. splendens<\/em>) oder der Blaufl\u00fcgel-Prachtlibelle<\/em> (C. virgo<\/em>) heimisch. Wobei sich das Blau im Artennamen auf das M\u00e4nnchen bezieht. Die Weibchen beider Arten sind braun bis goldfarbig.<\/p>\n\n\n\n Bei den von mir beobachteten Prachtlibellen handelt es sich um die Bronzene Prachtlibelle<\/em> mit dem etwas befremdlichen wissenschaftlichen Namen Calopteryx haemorrhoidalis<\/em>. Das Verbreitungsgebiet dieser Art beschr\u00e4nkt sich auf das westliche Mittelmeergebiet. Erst seit vier Wochen folge ich den kleinen fliegenden Sch\u00f6nheiten intensiv mit der Kamera und bin fasziniert von der vielf\u00e4ltigen \u201eK\u00f6rpersprache“ dieser Tiere. Bei den ersten Fototouren wollte ich von M\u00e4nnchen und Weibchen erst einmal je ein sch\u00f6nes Artenportr\u00e4t, das Farbe und Glanz gut einf\u00e4ngt.<\/p>\n\n\n Interessanter ist es, den Moment einzufangen, in dem ein sitzendes Tier die zarten Fl\u00fcgel auff\u00e4chert. Mit schimmernden Glanzlichtern oder im Gegenlicht, das die Fl\u00fcgel\u00e4derung zur Geltung bringt. Beim Beobachten und Warten auf diese Motive geschah etwas Merkw\u00fcrdiges: wenn eine andere Prachtlibelle sich im \u00dcberflug n\u00e4herte, reagierte die sitzende Libelle. Sie spreizte die Fl\u00fcgel und streckte den Leib senkrecht nach oben.<\/p>\n\n\n Ein Paarungsangebot? Oder eine \u201eHau-ab-das-ist-mein-Revier\u201c-Geste? Nach vielen Beobachtungsrunden interpretiere ich die Geste als Revierverhalten. Weil es meistens zwei weibliche Tiere sind, zwischen denen diese Auseinandersetzungen ablaufen. Eine gute Sitzwarte, von der aus nach Insekten gejagt werden kann ist begehrt, sie wird umk\u00e4mpft und verteidigt. <\/p>\n\n\n\n Es ist spannend, diese Konfrontationen im Foto festzuhalten. Meistens reicht die beschriebene Drohgeb\u00e4rde der Sitzwarteninhaberin, um die Sache zu kl\u00e4ren. Gelegentlich kommt es aber f\u00fcr Sekundenbruchteile auch zu kleinen K\u00e4mpfen und Zusammenst\u00f6\u00dfen. Ein Beispiel zeigt in der Galerie unten das Foto Nr. 23. – leider sind nur zwei Beinchen scharf \ud83d\ude41<\/p>\n\n\n Bei der Suche im Internet nach Berichten \u00fcber \u00e4hnliche Beobachtungen fand ich verschiedene Interpretationen, zum Beispiel bei Wikipedia<\/a> und in Form eines Videos hier<\/a>. Hier wird allerdings mehr auf m\u00e4nnliches Revierverhalten verwiesen. Bei meinen Beobachtungen ist das Revierverhalten viel h\u00e4ufiger charakteristisch f\u00fcr die Weibchen gewesen. Aber auch als Paarungsgeste konnte ich es fotografieren, drei Beispiele sind in der Galerie unten auf den Bildern Nr. 28-30 zu sehen. Nach meinen Beobachtungen kommt es auf den Kontext an, was damit gemeint ist.<\/p>\n\n\n Interessant fand ich in dem oben genannten Wikipedia-Artikel das folgende Detail bei der Beschreibung des M\u00e4nnchens: „An der Unterseite der letzten beiden Abdominalsegmente befindet sich eine rosarote bis rote F\u00e4rbung, die sogenannte \u201erote Laterne\u201c. Diesem Merkmal verdankt die Art ihren wissenschaftlichen Namen haemorrhoidalis“. <\/p>\n\n\n Mir war bei den M\u00e4nnchen bisher nur gelegentlich ein schwacher roter Schimmer am hinteren Libellenende aufgefallen. Von Wikipedia animiert, machte ich mich gezielt auf die Suche. Gibt es sie wirklich, diese Laterne?<\/p>\n\n\n So richtig freigiebig waren die kleinen blauen M\u00e4nnchen mit ihrer Gestik nicht. Aber gelegentlich zeigten sie kurz das Signallicht am Achtersteven. Eine Darbietung f\u00fcr das Weibchen? Oder auch ein Territorialverhalten? Nach dem, was ich bisher gesehen habe kommt es auch hier auf den Kontext an. W\u00e4hrend das M\u00e4nnchen sich in dem oberen Foto dem Weibchen zeigt, verteidigt dasjenige im unteren Foto sein Revier gegen einen Rivalen.<\/p>\n\n\n Auf jeden Fall werde ich dieses Libellenprojekt weiter fortsetzen. Noch fehlen mir Szenen von der Paarung und der Eiablage am Wasser. Vielleicht entdecke ich ja noch weitere unerwartete \u00dcberraschungen. Wenn du Lust und Zeit hast, bei einigen Exkursionen dieses Projektes auf Sardinien mitzumachen, melde dich. Das l\u00e4sst sich organisieren.<\/p>\n\n\n\n Hier nun zum Abschluss eine kleine Galerie meiner Prachtlibellen. Die Serie wird fortgesetzt. Meine bisherigen Favoriten sind die beiden Interaktionsszenen Nr. 20 und 24. Und welche gefallen dir am besten?<\/p>\n\n\n\n <\/figure><\/div>\n\n\n