{"id":6916,"date":"2021-02-20T17:44:09","date_gmt":"2021-02-20T17:44:09","guid":{"rendered":"https:\/\/fotoreiseblog.highlighttours.de\/?p=6916"},"modified":"2023-01-07T15:04:29","modified_gmt":"2023-01-07T15:04:29","slug":"lassen-sich-1000-jahre-mit-der-kamera-einfangen","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/fotoreiseblog.highlighttours.de\/lassen-sich-1000-jahre-mit-der-kamera-einfangen\/","title":{"rendered":"Der alte Baum und das Licht"},"content":{"rendered":"\n
Zur Vollbildansicht der Fotos bitte jeweils Hineinklicken!<\/em><\/p>\n\n\n Cuglieri ist umgeben von Olivenb\u00e4umen. Ihr silbrig-gr\u00fcn schimmerndes Laub ist in der Landschaft allgegenw\u00e4rtig. Es erfreut schon weitem das Auge der Besucher, die auf den auf 479 Metern \u00fcber dem Meer gelegenen Ort zufahren. EIN Baum inmitten dieser vielen Olivenb\u00e4ume ist etwas ganz Besonderes. Seit mehr als tausend Jahren steht er unterhalb von Cuglieri im Gewann Tanca Manna. Die Rede ist vom Albero Millenario<\/em>, der im Jahr 2014 auf nationaler Ebene zum Baum des Jahres gew\u00e4hlt wurde (genauer: den Preis \u201epremio della critica nazionale \u201dAmici degli alberi\u201d verliehen bekam).<\/p>\n\n\n Zur Zeit der hier gezeigten Aufnahmen, im Februar, hingen noch die blau-schwarzen Fr\u00fcchte an den Zweigen. Sie sind kleiner als die Oliven, die man im Laden kaufen kann, denn bei diesem Baum handelt es sich um die Wildform des Olivenbaumes, ein Olivastro, der wissenschaftliche Name lautet Olea europaea, subspecies Oleaster. Die Fr\u00fcchte wilder Olivenb\u00e4ume werden nicht geerntet.<\/p>\n\n\n Die bis zum Boden reichenden Zweige umh\u00fcllen den Stamm komplett. Dass der Baum sehr gro\u00df ist, sieht man schon auf den ersten Blick, die H\u00f6he wird je nach Quelle mit 16,5 bis 20 Metern angegeben. Ein Gesp\u00fcr f\u00fcr das sagenhafte Alter dieses Baumriesen bekam ich aber erst, als ich unter das Laubdach der Zweige schl\u00fcpfte. Ich f\u00fchlte mich, als h\u00e4tte ich einen weiten Raum betreten, der von einer hohen, gr\u00fcnen Kuppel besch\u00fctzt wird und in dessen Mitte der m\u00e4chtige Stamm ruht. Im Laufe der Jahrhunderte hat er beim Wachsen Steine umschlungen. Wie kr\u00e4ftige, in den Boden greifende F\u00fc\u00dfe wirken die Wurzelausl\u00e4ufer, die den Stamm in der Erde verankern.<\/p>\n\n\n An die 400 Baumriesen sind f\u00fcr Sardinien in einem offiziellen Verzeichnis eingetragen. In diesem Verzeichnis wird der Umfang unseres Albero Millenario<\/em> mit 10 Metern angegeben. Doch das beschreibt ihn nur zur H\u00e4lfte. Denn beeindruckend ist nicht die Zahl 10 sondern die bizarre, vielf\u00e4ltig strukturierte Gestalt des Stammes. Sie erinnert mit Knoten, Ausbuchtungen und Einsenkungen je nach Blickwinkel an eine moderne Skulptur oder an das Gesicht eines uralten, weisen Wesens. Manch einem kommen auch die Ents aus \u201eHerr der Ringe\u201c in den Sinn \ud83d\ude42 .<\/p>\n\n\n Ist es m\u00f6glich, die starke Stimmung – Bewunderung, Nachdenklichkeit, Respekt vor der Natur – die dieser Baum vermittelt mit der Kamera so einzufangen, dass dies auch aus den Fotos spricht? Welches Licht und welche Brennweiten sind hierf\u00fcr am besten geeignet? Um m\u00f6glichst viele Lichtsituationen auszuprobieren, habe ich den Baum in diesen Februartagen viele Male besucht. <\/p>\n\n\n\n Sehr diffuses Licht \u2013 dickster Nebel, Schietwetter, Regen \u2013 ist sicherlich die erste Wahl, um den Baum als Ganzes angemessen ins Bild zu setzen. Nur so erhalte ich die Zeichnung im dunklen Stamm gegen den sogar bei diesem Licht noch sehr hellen Hintergrund. Ein Beispiel hierf\u00fcr zeigt das Bild Nebelstimmung<\/em> weiter oben. Der Nebel gibt dem Baum etwas Geheimnisvolles. Bei prallem Tageslicht dagegen ist der Stamm gesprenkelt mit vielen kleinen hellen Flecken, die die Sonne durch das Laub hindurch schickt. Die Gesamtform verliert sich im unruhigen Licht-Schatten Mosaik.<\/p>\n\n\n Fr\u00fches, diffuses Morgenlicht und die komplement\u00e4re Lichtsituation am Abend waren vom Kontrastumfang her zwar grenzwertig, aber gerade noch zu b\u00e4ndigen. Das klappte am fr\u00fchen Morgen in einem Zeitfenster von circa 15 Minuten. F\u00fcr das letzte Abendlicht war die „gute“ Zeitspanne nur eine Minute lang. Auch mit diesem Licht kommen die Details plastisch heraus. Die Wirkung ist aber eine ganz andere, lebendigere (?) als die der Nebelfotos.<\/p>\n\n\n Zwei Wochen lang habe ich au\u00dfer mit unterschiedlichen Lichtsituationen auch mit verschiedenen Brennweiten herumexperimentiert und am Ende einen Bereich von 17-35 mm @f8-11 als Optimum ausgemacht. Zwar ist es verlockend, zum Herausarbeiten von Details das Tele zu nehmen. Damit reduziere ich aber zwangsl\u00e4ufig die Sch\u00e4rfentiefe. Hinzu kommt, dass zus\u00e4tzlich durch die telebedingte Stauchung der Perspektive Struktur verlorengeht. F\u00fcr mich ist darum das Weitwinkelobjektiv auch f\u00fcr Details die bessere Wahl, unter Umst\u00e4nden in Verbindung mit einer nachtr\u00e4glichen Ausschnittvergr\u00f6\u00dferung. Aber das ist nat\u00fcrlich meine subjektive Sicht und kein \u201eso muss man\u2019s machen!\u201c-Statement.<\/p>\n\n\n Ein Thema f\u00fcr sich ist der Wei\u00dfabgleich. Unter dem dichten Laubdach zu fotografieren ist ungef\u00e4hr so, als wollte man in einem Zelt aus schwerer, gr\u00fcner Leinwand farbrealistische Aufnahmen machen. Es liegt ein gr\u00fcner Farbstich \u00fcber allem, den die Kamera deutlicher festh\u00e4lt, als ihn unsere Augen empfinden. Wohl, weil das Gehirn einen Farbstich \u201eder nicht dahin geh\u00f6rt\u201c korrigiert.<\/p>\n\n\n Ein sauberer Wei\u00dfabgleich via Graukarte oder Colorchecker war aber auch nicht das, was ich wollte. Ein bisschen Farbstimmung, entsprechend der gerade vorhandenen Farbtemperatur des Lichtes drau\u00dfen \u2013 Goldene Stunde, kalter, Nebel, Abendrosa \u2013 sollte es schon sein. Also habe ich mich daf\u00fcr entschieden, ausgehend von der Einstellung Auto WB<\/em> in der Kamera, beim Entwickeln der RAW-Daten behutsam einen „gef\u00fchlten“ Wei\u00dfabgleich einzustellen. Das Foto als Interpretation des Gesehenen. Eine \u201erichtige\u201c Farbwiedergabe gibt es, meine ich, sowieso nicht. Mit der gew\u00e4hlten Farbtemperatur transportiere ich immer meine Stimmung bei der Aufnahme, in der Hoffnung, dass das Bild in der Lage ist, diese Stimmung dann auch beim Betrachter auszul\u00f6sen.<\/p>\n\n\n\n Nat\u00fcrlich bin ich deshalb sehr an einer R\u00fcckmeldung und Diskussion zu den in der Galerie unten zusammengestellten Fotos interessiert. Wird beim Anschauen etwas von der Atmosph\u00e4re, die dieser Baum ausstrahlt sp\u00fcrbar? Die Bilder sind nach Lichtqualit\u00e4t (Nebel, abends, fr\u00fch morgens) geordnet, vier Schwarzwei\u00df-Ausarbeitungen bilden den Schluss. Alle RAW-Daten sind mit dem Open Source Programm Darktable<\/em> (mehr Informationen und Download unter www.darktable.org<\/a>) entwickelt. Danke Torsten f\u00fcr den Tipp, ein tolles Programm, f\u00fcr mich seit kurzem DIE Alternative zum LR! Es hat mich begeistert, weil es diese wirklich schwierigen Kontrastverh\u00e4ltnisse exzellent bew\u00e4ltigt. Meine derzeitigen Favoriten sind die Nr. 1, Nr. 3 und Nr. 18. Und welche gefallen dir?<\/p>\n\n\n\n F\u00fcr die Vollbild- bzw. Slideshow-Ansicht bitte in ein Vorschaubild hineinklicken!<\/p>\n\n\n\n <\/a><\/figure><\/div>\n\n\n
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