{"id":6527,"date":"2020-07-10T18:14:09","date_gmt":"2020-07-10T18:14:09","guid":{"rendered":"https:\/\/fotoreiseblog.highlighttours.de\/?p=6527"},"modified":"2023-01-07T16:02:59","modified_gmt":"2023-01-07T16:02:59","slug":"fotoexperimente-am-wasserfall","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/fotoreiseblog.highlighttours.de\/fotoexperimente-am-wasserfall\/","title":{"rendered":"Unsichtbares sichtbar machen – Fotoexperimente am Wasserfall"},"content":{"rendered":"\n
Auf den 132 Meter hohen Turm des Hamburger Michels f\u00fchren 452 Stufen. Verglichen damit sind die 166 Stufen zu meinem letzten Fotoziel eine Kleinigkeit. Der Riu Sos Molinos kommt aus den Bergen des Montiferru. Zwischen den Orten Santu Lussurgiu und Bonarcado zw\u00e4ngt sich der \u201eFluss der M\u00fchlen\u201c durch eine Schlucht und f\u00e4llt an einer Felswand 30 Meter hinab. Dieser Wasserfall, die Cascata Sos Molinos ist \u00fcber einen Fu\u00dfweg zu erreichen. Es geht auf unregelm\u00e4\u00dfigen Stufen 64 H\u00f6henmeter hinunter. Auf Google Maps kann man sich \u00fcbrigens \u00fcber die Unregelm\u00e4\u00dfigkeit der Stufen beschweren. Echt jetzt \u2013 kein Ulk.<\/p>\n\n\n
Ich bin in den zur\u00fcckliegenden Jahren regelm\u00e4\u00dfig an diesem Wasserfall gewesen, zeige auch zwei Fotos von dort, die ich ganz gelungen finde in einer meiner Webgalerien<\/a>. Doch trotzdem nagte da so eine Unzufriedenheit an mir. Etwas, das mich bei jedem Wasserfall umtreibt. Die Technik ist immer die Gleiche: Weitwinkel, mit und ohne Graufilter, dann vielleicht noch ein Zoom-in – das war\u2019s dann. Irgendwie unkreativ auf die Dauer. Aus diesem Trott wollte ich raus, was Neues ausprobieren. Also hatte ich mir vorgenommen, diesen Wasserfall Tag f\u00fcr Tag immer wieder aufzusuchen. Jedes Mal mit einem anderen Objektiv oder einer anderen Fototechnik. Mit dem Vorsatz, genau das Gegenteil der \u00fcblichen Lehrmeinung zur Wasserfall-Fotografie auszuprobieren. Tele statt Weitwinkel, Lichtmosaik auf der Szene statt des gef\u00e4lligen diffusen Lichtes, unorthodoxe Perspektiven, … . Kurz: all das, von dem es hei\u00dft \u201edas bringt nichts, das wird ja doch nichts\u201c.<\/p>\n\n\n Jetzt sind zwei Wochen mit t\u00e4glichem Fitnesstraining auf den 166 Stufen rum. Zeit f\u00fcr eine Zwischenbilanz. Zuerst wollte ich wissen, ob und wie Lichtkontraste zu b\u00e4ndigen sind. Und nat\u00fcrlich, ob dadurch das Motiv spannender oder stimmungsvoller ins Bild gesetzt werden kann. Also bin ich nicht zu den Tageszeiten mit dem sanften, diffusen Licht hinabgestiegen, sondern in dem vermeintlich ungeeigneten Zeitfenster. Mit 17-35mm Brennweite ging da wirklich nichts. Zu viel Hell-Dunkel-Mosaik sieht einfach nur unruhig aus. Ein Foto wie ein Streuselkuchen, ohne erkennbares Hauptmotiv. Schon mit 50mm Brennweite jedoch lie\u00df sich der Bildausschnitt eingrenzen. Die Bildkomposition wurde ruhiger und ich konnte gezielt Spotlight-Akzente und Lichtf\u00e4cher einfangen.<\/p>\n\n\n Die Ergebnisse haben mir gefallen, besonders die Lichtf\u00e4cher. Sie bringen die verwunschene Atmosph\u00e4re des Ortes ein bisschen r\u00fcber, finde ich. Der Graufilter kann dabei helfen, zu harte Kontraste zu brechen. Da die Lichtf\u00e4cher und die Lichttupfer auf dem Wasser durch das Laubdach der B\u00e4ume wandern, ist die Jagd nach dem Licht am \u201erichtigen\u201c Platz im Bild durchaus anspruchsvoll. Das gelingt nur mit Beobachten und Warten. Wie so oft beim Fotografieren. Beim Warten fiel mir ein \u201eRegenbogen\u201c auf, der f\u00fcr einige Sekunden \u00fcber dem Wasser schwebte, schw\u00e4cher wurde und wieder verschwand. Die meisten Besucher werden diese fl\u00fcchtige Erscheinung, die nur unter einem ganz speziellen Blickwinkel zu sehen ist, gar nicht wahrgenommen haben. Genauso wenig, wie den Bl\u00e4tterstrudel im ablaufenden Wasser, der sich erst bei einer Langzeitbelichtung manifestiert (s. Bild 8 in der Galerie unten).<\/p>\n\n\n<\/a>
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