{"id":5751,"date":"2019-04-09T13:18:23","date_gmt":"2019-04-09T13:18:23","guid":{"rendered":"https:\/\/fotoreiseblog.highlighttours.de\/?p=5751"},"modified":"2024-07-20T18:22:39","modified_gmt":"2024-07-20T18:22:39","slug":"in-den-bergen-des-iglesiente","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/fotoreiseblog.highlighttours.de\/in-den-bergen-des-iglesiente\/","title":{"rendered":"In den Bergen des Iglesiente"},"content":{"rendered":"\n
Aktualisiert, jetzt auch mit einigen Fotos von Torsten im Text und in der Galerie:<\/p>\n\n\n\n
Der S\u00fcdwesten Sardiniens besitzt eine lang zur\u00fcckreichende Bergbaugeschichte. Von der Nuraghenkultur (1500 Jahre v.Ch.) \u00fcber die R\u00f6merzeit bis in das vergangene Jahrhundert wurden in den Bergen des Iglesiente Metalle (Zink, Blei, Silber) abgebaut. Ab der Mitte des 18. Jahrhunderts stieg in Europa die Nachfrage nach diesen Rohstoffen und ein industrieller Bergbau entwickelte sich in der Region. Das bedeutete Stra\u00dfen, Schienenwege, Hafenanlagen zum Abtransport, Minengeb\u00e4ude, F\u00f6rdert\u00fcrme, Brenn\u00f6fen und Stollenausbau. Der Gro\u00dfteil der gef\u00f6rderten Metalle ging auf dem Seeweg nach Nordeuropa. Heute sind diese Minen verlassen. Sie wurden 2001 als der erste Parco Geominerario auf der Welt als UNESCO Weltkulturerbe anerkannt.<\/p>\n\n\n
Zur Vorbereitung der Fotoreise \u201eSardiniens S\u00fcden\u201c hatte ich im letzten Jahr die K\u00fcste dort mit ihren vielen sch\u00f6nen Buchten und Str\u00e4nden fotografisch erkundet. Erg\u00e4nzend dazu die im Cammino Minerario di Santa Barbera verbundenen alten Bergwerksanlagen, die mit dem Auto und einem kurzen Fu\u00dfmarsch gut zu erreichen waren. Mehr dazu in einem Bericht vom Mai 2018 unter diesem Link.<\/a><\/p>\n\n\n\n Bei diesen Vorerkundungen war mir ein Buch in die H\u00e4nde gefallen, das 8 Wanderungen quer durch die Berge der Minenregion beschrieb (Lino Cianciotto, Urspr\u00fcngliches Iglesiente, Edizione Enrico Spanu). Das sprach mich an und ich beschloss, einige der beschriebenen 8 Etappen auszuprobieren. Auch um ein Gef\u00fchl f\u00fcr die Geschichte der Minen abseits der gut erreichbaren Schaupl\u00e4tze zu bekommen. In der ersten Aprilwoche ging es los. Torsten begleitete mich und wir versuchten, Wegstrecken zusammenzustellen, die uns an einigen Bergwerken entlang f\u00fchrten, f\u00fcr mich nicht zu schwierig zu laufen waren und uns abends in die N\u00e4he eines Schlafplatzes brachten.<\/p>\n\n\n\n Canale Grande<\/strong><\/p>\n\n\n\n An der Westk\u00fcste, zwischen Buggerru und Masua f\u00fchrte uns unsere erste Wanderung auf einem Teilst\u00fcck des Sentiero nel Blu zu den Resten der ehemaligen Miniera di Canale Grande <\/strong>und dem unterhalb gelegenen kleinem Strand. Diese Mine wurde ab 1869 von der belgischen Gesellschaft Vieille Montagne erschlossen. Abgebaut wurden Zink, sp\u00e4ter Bleiglanz\/Silber.Das Besondere an den kleinen Buchten entlang dieses Wanderweges sind durch tektonische Aktivit\u00e4t schr\u00e4ggestellte Gesteinsschichten die „calcare metallifero“, die wundersch\u00f6n anzuschauen, aber schwer zu fotografieren sind. Als erdgeschichtliche Kostbarkeit gelten die Trilobitenfunde im kambrischen Felsgestein in der Bucht des Canale Grande mit dem spektakul\u00e4ren, aber von Land aus unfotografierbaren \u201eCanale\u201c, die auf 550 Millionen Jahre zur\u00fcckdatiert werden.<\/p>\n\n\n In der Zeit, als die Minen ausgebeutet wurden, waren die Wege zum Abtransport der Erze von der Miniera di Canale Grande in einem schlechten Zustand, es waren eher Maultierpfade, denn Stra\u00dfen. Die n\u00e4chste Frischwasserquelle war eine Stunde entfernt, Holz zum Ausbau der Gruben kaum vorhanden. Aus diesen Gr\u00fcnden wurde die Mine nicht \u00fcber l\u00e4ngere Zeit betrieben. F\u00fcr den Abtransport wurde eine Eisenbahntrasse zur Cala Domestica angelegt.<\/p>\n\n\n\n Cala Domestica <\/strong><\/p>\n\n\n\n Die beiden sch\u00f6nen Strand-Buchten von Cala Domestica<\/strong> sind durch einen von der Minengesellschaft angelegten Tunnel verbunden. Die kleine Bucht wurde zur Verschiffung der in der Umgebung abgebauten Erze nach Carloforte auf der Isola San Pietro genutzt (dort wurden sie auf gr\u00f6\u00dfere seet\u00fcchtige Schiffe umgeladen). Durch die Klippen, die die Bucht hufeisenf\u00f6rmig umschlie\u00dfen, war der kleine Hafen vor dem gef\u00e4hrlichen Maestrale gesch\u00fctzt, so dass die kleinen Segelschiffe hier gut an- und ablegen konnten. Ein kleines bisschen ist vom Pier noch \u00fcbrig geblieben, doch es f\u00e4llt schwer, sich den Vorgang des Verladens auf kleine Segelboote so richtig auszumalen. F\u00fcr den Transport der Mineralien aus den Minen wurde 1905 eine 4,7 km lange elektrifizierte Eisenbahnstrecke angelegt.<\/p>\n\n\n In der gr\u00f6\u00dferen der beiden Buchten von Cala Domestica sind noch Reste einer weiteren Schiffsanlegestelle und Geb\u00e4udereste zu sehen, der hintere Bereich des Strandes ist D\u00fcnenland, die D\u00fcnen sind vom Wind geformt, an einer Seite sieht man halb im Sand versunkene, vom Winde verwehte Geb\u00e4udereste.<\/p>\n\n\n Die Miniera di Candiazzus<\/strong><\/p>\n\n\n\n An der Stra\u00dfe SS126, die Fluminimaggiore mit Iglesias verbindet, legten wir einen Zwischenstopp ein, um die Miniera di Candiazzus<\/strong> zu erkunden. Von der Stra\u00dfe aus sieht man den Turm der Grube Pozzo Paris und einige Geb\u00e4udereste. Die Arbeiten in der Mine, in der Blei und Zink abgebaut wurde, begannen in der zweiten H\u00e4lfte des 18. Jahrhunderts. Die \u00dcberreste eines Brennofens sind noch recht gut erhalten, der Rest ist in morbidem Verfall begriffen.<\/p>\n\n\n Die Miniera di Reigraxius<\/strong><\/p>\n\n\n\n Der Startpunkt einer weiteren Wanderung lag am Parkplatz der Case Marganai, wo ich botanisch Interessierten den Besuch des Berggartens empfehlen kann. In den Geb\u00e4uden der Case Marganai befindet sich heute der Sitz der sardischen Forstverwaltung. Im zugeh\u00f6rigen Berggarten sind seltene und endemische Pflanzen zu finden, darunter die P\u00e4onia mascula. Verschiedene Maschinen und Loren stehen als Zeugnisse der Bergbaugeschichte herum.<\/p>\n\n\n Unser Ziel war die Miniera di Reigraxus. Diese alte Blei-, Silber- und Zinkmine wurde schon 1852 betreiben, als man die Arbeiten aus der r\u00f6mischen und pisanischen Epoche wiederaufnahm. 1867 ging die Mine an die englische Marganai Forest and Mining Company Limited. Von 1854 bis 1868 wurden 16.318 Doppelzentner Bleiglanz\/Silber im Wert von damaligen 322.106 Lire abgebaut. Um das Gel\u00e4nde zu erreichen, ist ein halb- bis einst\u00fcndiger Fu\u00dfmarsch von den Case Marganai erforderlich. Wie haben die Minenarbeiter den Ertrag hier aus dieser unwegsamen, von Bergen umschlossenen Gegend herausgebracht? Eine der Gruben lag auf 722 m.\u00fc.N.N.! Mehrere Tunnel mussten angelegt werden, um den Weitertransport der Wagons mit den abgebauten Mineralien, die von Tieren gezogen wurden, zu bewerkstelligen. Mit Ochsenkarren wurden Zink und Blei durch die 1866 angelegte Stra\u00dfe durch die Grotta San Giovanni bis in den Ort Domusnovas gebracht, von dort mit der (extra daf\u00fcr angelegten) Eisenbahn via Musei nach Cagliari zur Weiterverschiffung.<\/p>\n\n\n Am letzten Tag stand ein Wasserfall auf der Liste meiner Fotobegehrlichkeiten. Das letzte, recht steile Wegst\u00fcck des Wanderweges fand ich „anspruchsvoll“. Es ist nur f\u00fcr trittsichere Wanderer zu empfehlen.<\/p>\n\n\n Im R\u00fcckblick fand ich den oben genannten Bergwanderf\u00fchrer nicht so geschickt konzipiert. Der Punkt \u00dcbernachtungsquartier entlang des Weges war nicht gl\u00fccklich gel\u00f6st. Die beschriebenen Wanderetappen fand ich mindestens anspruchsvoll bis eher schwierig. Wir haben Einiges gesehen und sind verschiedene landschaftlich abwechslungsreiche Teilst\u00fccke der Wanderwege gelaufen. F\u00fcr einen Erstbesuch der Gegend rate ich aber dazu, die auf dem Cammino Minerario di Santa Barbera<\/a> verbundenen, besser zu erreichenden Schaupl\u00e4tze zu besuchen. Mehr dazu in diesem Beitrag<\/a> vom letzten Jahr.<\/p>\n\n\n\n Ein paar Fotos von unserer Wanderung in den Bergen des Iglesiente habe ich in der Galerie unten eingestellt. Die Bilder vergr\u00f6\u00dfern beim Hineinklicken. Meine Favoriten sind die Nummern 3 und das letzte Bild vom Wasserfall. Und welche gefallen dir am besten?<\/p>\n\n\n\n <\/a>
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